Das überraschende „Postkartenviertel“ von Florenz
Das religiöse Zentrum
Das Stadtviertel „San Giovanni“ kennt jeder: wir haben es immer wieder in Bildbändern über die Toskana bewundert, kennen es aus allen Reiseführern zur Toskana, und die meisten von uns haben es schon als Kinder auf Postkarten gesehen, die Freunde aus den Ferien geschickt hatten. Dieses Viertel ist es, an das wir denken, wenn wir von Florenz hören. Der Name des Viertels kommt von „San Giovanni“ (Sankt Johannes), der Taufkirche also, die Johannes dem Täufer geweiht ist: ein außergewönliches Gebäude, das immer schon das geistige und geistliche Zentrum von Florenz war. Hunderte von Menschen scharen sich täglich um die Taufkirche, stellen sich in die Schlange und warten schweigend, bis sie aus der Sommersonne in den Schatten und die erfrischende Kühle der Kirche eintauchen, die sie mit geistiger Tiefe umhüllt und zu intensiver Konzentration einlädt.
Die Gebäude neben der Taufkirche sind gleichfalls weltbekannt und gehören ebenfalls wesentlich zum religiösen Zentrum der Stadt: der Dom, der Glockenturm von Giotto und die Kuppel von Filippo Brunelleschi.
Die Kuppel überragt alles: sie ist so groß, dass man sie fast überall in der Stadt sehen kann. Und so sagt man heute ganz einfach, jemand sei „im Schatten der Kuppel geboren“, wenn man sagen will, dass er aus Florenz stammt.
Piazza della Repubblica
Wenn Sie Richtung Süden weitergehen, erreichen Sie die Bereiche der Stadt, die vor allem der politischen Verwaltung gewidmet sind und waren: sie kommen zur Piazza della Signoria und dann zum Arno, über den der Ponte Vecchio, die „Alte Brücke“, führt. Diese Brücke schließt den südlichen Teil dieses Stadtviertels ab.
Die Straßenführung des gesamten Viertels erinnert an ein Schachbrett mit zwei sich rechtwinklig kreuzenden Haupt- und vielen Parallelstraßen. Wenn man sich neben die einzige Säule auf der Piazza della Repubblica stellt, kann man diese Struktur aller römischen Stadtgründungen ebenso gut erkennen wie die urbanistischen Erneurungen nach der Vereinigung Italiens die Florenz – für einige Jahre – zur Hauptstadt des Königreichs Italien machte.
Die Piazza della Repubblica ist das geographische Zentrum der Stadt Florenz: von hieraus führen alle Arterien der Stadt in die Peripherie.
Geschäfte, Eiscafés und viele viele Menschen
Wenn Sie das mögen, finden Sie gerade in der Nähe dieses Platzes viele Geschäfte, und ich kann ihnen versichern, das für jeden etwas dabei ist. Von den großen italienischen und internationalen Geschäftsketten wie Zara, Benetton oder H&M, über Kaufhäuser wie Rinascente oder Coin, bis zu exklusiven italienischen Modedesignern wie Malloni oder Antonio Marras. Bei Malloni habe ich meine schwarzen Sandalen mit bequemen Absatz gekauft, die schönsten die ich habe: ich ziehe sie nur zu besonderen Gelegenheiten an, bei denen ich nicht rennen und nicht wegrennen muss, zu denen ich mir ein schönes Kleid anziehe, wenn ich zu einem Konzert oder in der Abendfrische spazieren gehe.
Hier finden Sie auch die Straßen mit den traditionsreichsten Cafés von Florenz, die bis heute ihren Charme bewahren und in denen man immer einen guten Espresso oder Cappuccino trinken kann: Gilli, Giubbe Rosse, Robiglio, Scudieri.
Sie müssen sich einfach einmal in diesen Straßen verlieren, die ins Nichts zu führen scheinen und mit einem Mal ganz unerwartet eine wunderschöne Sicht eröffnen oder zu versteckten Plätzen mit kleine Geschäften und anheimenden Gaststätten führen. „Ja so etwas hätte ich nicht erwartet!“, habe ich da schon manch einen ausrufen hören.
Vor der Vereinigung Italiens bestand das ganze Viertel aus verwinkelten Gässchen und von Reisenden kaum einmal entdeckten kleinen Plätzen. Danach wollte man das mittelalterliche Stadtzentrum säubern und den Anforderungen einer europäischen Hauptstadt anpassen.
Und nicht zu vergessen: das Viertel der Eisläden! Dazu sollten wir ganz kurz ein Wort sagen. Eiscafés und Eisläden gibt es hier überall, mit all den Farben und üppigen Cremen, die aus den Läden in die Straßen und Plätze überquellen wollen. Da sollte man aber etwas genauer hinschauen und nur die besten auswählen. Wenn Sie möchten, zeige ich sie Ihnen: aber der Weg dorthin ist ein Geheimnis, dass sie auf ewig hüten müssen. …
Ja und leider ist dieses Viertel auch eines in dem man keinen einzigen Baum sieht … und im Sommer nur allzu gern sehen würde. Denn die mittelalterlichen Städte waren aus Stein. Grün war es nur außerhalb der Stadtmauer. Trotzdem können sie schon unweit des Zentrums hier und da im Grünen entspannen.
San Giovanni ist auch ein Viertel, in dem immer viel los ist: Touristen, Trolleys, Fahrradfahrer, Pferdekutschen, Segways und Taxen.
Sie müssen mir versprechen, dass Sie sich nicht von der Menschenmenge nervös machen lassen: denken Sie daran, dass Sie in Florenz sind, einer außergewöhnlichen, alten, wunderschönen, allseits geliebten Stadt, von der viele träumen und der manche ihr Leben lang hinterherlaufen. Oder könnten Sie etwas gegen die sagen, die ihr Auge auf all den Wundern ruhen lassen möchten, die hier auf so engem Raum vereinigt sind?



