Ich heiße Maria Angela Soldà. Über meinen Beruf als Stadtführerin bin ich sehr glücklich. Meine Kunden sprechen hauptsächlich englisch, deutsch und spanisch. Denn das sind die Sprachen, die ich fließend spreche. Ich finde immer neue Wege, meinen Gästen zu zeigen, was für eine außergewöhnliche Stadt Florenz ist. Dabei weiß ich sehr wohl, wovon ich hier spreche, denn Florenz ist meine Stadt geworden, und das wird so bleiben.
Wer bin ich?
Für mich ist es ein großes Privileg, meine Gäste durch Florenz führen zu dürfen. Florenz ist meine und es ist auch Ihre Stadt.
Bevor ich hierher kam, habe ich zehn Jahre in Berlin, ein Jahr in Wales, eines in Barcelona und drei Jahre in Andalusien gelebt. Ich habe Fremdsprachen studiert und habe – fast – ein Gesangsdiplom (ich singe für mein Leben gern); in Deutschland habe ich Italienisch unterrichtet und Deutsch gelernt. Ich wollte Deutsch lernen, um Bach zu singen. In Spanien habe ich für eine Agentur gearbeitet, die musikalische Veranstaltungen und Opern organisiert, und dort war ich auch in einem recht wichtigen Hotel beschäftigt. Ob das alles ein bisschen konfus ist? Aber nein! Jeder Schritt auf meinem Weg hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin: zu dem Interesse, dass ich den Personen entgegenbringe, zu der Liebe, mit der ich meine Tätigkeit ausübe und die, so hoffe ich, in jedem Wort meiner Führungen durchscheint.
Als ich 2002 nach Italien zurückkam, wohnte ich zwei Jahre in Rom, und dann beschloss ich, dass es besser wäre, wieder ins Ausland zu ziehen. Können Sie sich vorstellen, wie man sich da fühlt? Man meint, man wäre mit einem Fuß drinen und mit dem anderen draußen, und man weiß nicht, ob das eigene Land, das, in dem man nun einmal zufällig geboren ist, auch das ist, das man sich ausgesucht hätte, hätte man denn selbst wählen können. Und so packte ich meine Koffer, aber bevor ich Rom verließ, fuhr ich nach Florenz, um eine Freundin zu besuchen.
Dort lernte ich meinen jetzigen Partner kennen, und schon als wir gemeinsam einen „cafè” tranken und über Gott und die Welt plauderten, beschloss ich, dass ich sie sie wieder auspacken würde, meine Koffer.
So geht es nun einmal im Leben, meinen Sie nicht?
Wie sollte ich mich selbst nun in Florenz neu erfinden? Zwei Jahre lang arbeitete ich in einer Agentur für biologische Nahrungsmittel und gleichzeitig zog ich durch die Straßen dieser Stadt, die Menschen aus aller Herren Länder lieben: und ich betrachtete die Stadt mit den Augen ihrer Besucher.
Ich, die ich so lange im Ausland gelebt hatte, staunte, genau wie die Touristen, die von auswerts kamen. Ich ging Brot kaufen und fragte: „Haben Sie schon einmal morgens früh um sechs das Licht über dem Arno gesehen?“ Ich ging und ging durch Straßen und Gassen, entdeckte zufällig wieder eines der zahlreichen letzten Abendmahle der Stadt und wurde nicht müde, diese Bilder immer und immer wieder zu betrachten. Sie sind gar nicht so einfach zu finden, oft muss man sich an ganz eigenartige Öffnungszeiten halten, aber es sind wahre Juwelen.
Mit der Zeit begann ich, alles was ich finden konnte, über diese Stadt und ihre Geschichte zu lesen und den Geschichten zu lauschen, die die öffentlich anerkannten Stadtführer den Gästen der Stadt erzählten, die ihnen staunend und mit glänzenden Augen zuhörten. Es war während einer Führung in den Uffizien, während einer Führung, die mir überhaupt nicht gefiel, da traf ich meine Entscheidung: ich würde wie eine Verrückte lesen und lernen, würde alles lernen, was ich erfahren konnte, ich würde die nächsten Monate damit verbringen, diese Stadt in mich aufzusaugen, und dann würde ich die Prüfung machen, um selbst Stadtführerin zu werden. Genau das tat ich, und so bin ich nun hier. Stadtführerin zu sein, ist mein Leben. Hatte ich das schon gesagt?