Sie mögen sich vielleicht fragen: Ja, brauche ich denn wirklich eine Führung, um Florenz kennen zu lernen? Ist Florenz nicht auch eine der Städte wie Rom, Paris oder London, die gleich mit den Besuchern zu reden anfangen und sie verführen, sobald sie ankommen, ohne dass sie jemanden bräuchten, der ihnen die Stadt erklärt?
Freilich! Florenz fängt sofort an, mit Ihnen zu reden, sobald Sie in diese Stadt kommen, und es hört auch dann nicht auf, mit Ihnen zu sprechen, wenn Sie wieder nach Hause zurückkehren (das müssen Sie mir glauben!). Aber nehmen wir einmal an, Sie haben nur wenige Tage oder gar nur ein paar Stunden Zeit, um Florenz zu genießen, könnten Sie mir dann ganz spontan drei Ziele nennen, die Ihnen auf gar keinen Fall entgehen dürften?
Ja, ich weiß, diese Stadt birgt viel zu viele Schönheiten, als das man wählen könnte, aber man muss wählen. Und das tut eine erfahrene Stadtführerin: sie sucht Ziele für sie aus und fühlt sich dafür verantwortlich, dass Sie mit ihrem Besuch glücklich werden.
Deshalb wird Sie Ihnen zuerst zuhören, um zu verstehen, was Sie sich wünschen, was Ihnen gefällt, und um Ihnen die Kunstwerke und Gebäude vorzustellen, die Sie auf jeden Fall sehen sollen – denn sonst wären Sie nicht wirklich in Florenz gewesen -, aber auch um Sie ruhigere Straßen und ganz versteckte Gässchen entdecken zu lassen.
Ich überlege mir stets genau, welchen Weg ich bei einer Führung einschlagen will, um in der uns zur Verfügung stehenden Zeit auch Ziele zu erreichen, die Sie normalerweise nicht entdecken würden. Auch eine Stadtführung braucht eben eine ihr eigene „Strategie“. Erst am Ende des Weges merken Sie, wie weit Sie eigentlich durch die Stadt gegangen sind, wieviel von Florenz Sie in sich aufgenommen und wieviel Schönheit Sie mit Ihren Augen aufgesogen haben.
Sie mögen sich nun auch fragen, warum ich Ihre Stadtführerin sein sollte. Zunächst einfach deshalb, weil ich prefekt drei Sprachen spreche, weil ich Details dieser Stadt kenne, die auch viele der alteingesessenen Florentiner nicht kennen… und dann … ja eigentlich brauche ich es Ihnen doch gar nicht zu erklären: wenn Sie bis hierher gelesen haben, dann wissen Sie schon, dass ich die Person bin, die Sie suchen.
Ich liebe meine Arbeit und ich tue sie mit fast „kindlicher“ Begeisterung. Und das macht es mir leicht, um sechs Uhr aufzustehen, wenn ich den Tag mit der 7-Uhr-Tour beginne (den ich Ihnen hier erkläre). Und das lässt mich auch auf die Museen verzichten, ohne dass Sie deshalb weniger ins Staunen kommen, wenn ich die Tour um 18 Uhr mache (die ich Ihnen hier erkläre).
Mit eben derselben Begeisterung empfange ich Schulklassen mit offenen Armen. Mit Kindern und Jugendlichen zu reden, gehört zu den Dingen, die ich in meiner Arbeit am meisten liebe, und ich weiß wohl, dass viele unter meinen Kollegen das ganz anders sehen. Ich liebe es zu sehen, wie die Augen unserer jungen Besucher anfangen zu glänzen, wenn es mir gelingt, ihre Aufmerksamkeit auf Dinge zu richten, mit denen sie nie gerechnet hätten. Da sehe ich wie sich unverfrorene Arroganz in pure Neugier verwandelt, Langweile in Wissensdurst, Unlust in drängende Fragen und in die Lust, alles in Frage zu stellen.
Was kann eine Stadtführerin für ihr Land tun? Unter anderem kann sie in die Köpfe ihrer Gäste den Samen eines jungen Gedankens legen: den Gedanken, dass man das Land lieben soll, in dem man lebt: die Vergangenheit, für das, was sie uns geschenkt hat, die Gegenwart für das, was wir jetzt tun können, die Zukunft für das (Bessere, dessen bin ich sicher), in das wir sie verwandeln werden.