Kaum biegt man hier in eine andere Straße ab, entdeckt man einen anderen, einen neuen Lebensrhytmus
Das Viertel Santa Maria Novella liegt direkt im Zentrum der Stadt und erstreckt sich vom Hauptbahnhof „Firenze Santa Maria Novella“ bis zum Dom und bis zum großen Markt von San Lorenzo. Es ist ein Viertel mit tausend Gesichtern, voller Leben, ein Teil der Stadt, der Sie immer wieder überraschen wird.
Die Straßen in Bahnhofsnähe bieten dasselbe Schauspiel wie so viele Bahnhöfe der Welt, in denen die verschiedensten Menschen aus aller Herren Länder auf die Bühne treten: hektische Touristen die zum Zug eilen und mächtige Koffer hinter sich her ziehen; andere, die – gerade erst angekommen – unsicher vor sich hin schauen, versuchen sich zu orientieren und ihr Hotel zu finden, Gruppen, die sich beeilen, um rechtzeitig den Treffpunkt für eine Stadtführung zu finden, Pendler, die von der Arbeit kommen oder zur Arbeit fahren, wieder andere, die auf jedermann zugehen und die jedermann irgendetwas verkaufen wollen.
Dann gehen Sie über die Straße, biegen ab, und mit einem Mal sind sie auf der Piazza und sehen die Kirche: Santa Maria Novella. Hier herrscht nun ein völlig anderer Rhythmus: alles wird langsamer und macht Platz für Harmonie, Anmut und Maß. Die große Piazza und die herrliche Fassade der Kirche Santa Maria Novella ziehen Sie in ihren Bann. Die Fassade ist ein Werk des großen Rennaissancearchitekten Leon Battista Alberti, im Inneren erwarten sie Giotto, Masaccio, Filippino Lippi, Orcagna und Botticelli: sie alle habe dazu beigetragen, diese Kirche zu der Schatztruhe zu machen, die sie heute ist.
Neben der Kirche finden Sie einige der schönsten Kreuzgänge der Stadt; einer von ihnen führt in den herrlichen Cappellone degli Spagnoli, die große Kapelle der Spanier, die ihren Namen daher hat, dass sie das Gefolge von Eleonora da Toledo, der Frau des Herzogs Cosimo I, beherbergte. Eleonora war spanischen Ursprungs und kam mit zahlreichen Dienern und Pagen nach Florenz.
Die alte Konventsapotheke schaut auf den größten Kreuzgang des Gebäudekomplexes. Sie ist jedoch von dort aus nicht zugänglich: man erreicht sie über die an der Südseite des Platzes gelegene Via della Scala. Auf derselben Seite des Platzes sehen Sie die wunderschöne Renaissance-Loggia des alten Ospedale di San Paolo, des St.-Pauls-Hospitals, das heute das der italienischen Kunst des Zwanzigsten Jahrhunderts gewidmete Museo del Novecento beherbergt.
In diesem Museum finden Sie Werke von De Chirico, Morandi, Emilio Vedova, Renato Guttoso und von anderen Vertretern der Kunst des 20. Jh., sowie – im dritten Stock – eine Hommage auf das Florenz der Kunst des Kinos.
San Lorenzo
Die Schönheit einer Kirche und die Seele eines Marktes
Was ist eigentlich „San Lorenzo“: Eine Kirche? Ein Markt mit mit Ständen in allen Straßen, wo man chinesischen Flitterkram und gleich daneben Woll- und Lederwaren verkauft, als wäre die Geschichte stehengeblieben? Eine Markthalle, in der die Florentiner Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse kaufen? Die Antwort könnte nicht besser ausfallen: es ist ein dreifaches Ja.
Die Kirche San Lorenzo ist die älteste Kirche der Stadt. Sie wurde in römischer Zeit gleich außerhalb der Stadtmauer gebaut, und von jeher ist sie ein wahres Pantheon der Medici. Von außen erscheint sie schlicht und fällt nicht besonders ins Auge, aber kaum gehen Sie hinein, bleibt Ihnen der Atem stehen. Der zentrale Teil des Gebäudes war das erste rivolutionäre Projekt von Filippo Brunnelleschi; eine der letzten Kapellen und die angrenzende Bibliothek waren das letzte Werk, das Michelangelo schuf, bevor er Florenz verließ, um sich in Rom niederzulassen. In der allerletzten Kapelle, Symbol des üppigen Reichtums der Medici, finden sie ein Dekoration in „commesso fiorentino“. Es wir Ihnen schwer fallen, sich wieder von diesen Werken loszureißen. Der „commesso fiorentino“ ist eine besondere Art von Intarsien mit Pietra dura (d.h. mit hartem Stein), aber man muss ihn mit eigenen Augen sehen: man kann ihn mit Worten gar nicht beschreiben.
Die Stände neben der Kirche nehmen einen weiten Raum der Stadt ein. Um Ihr Interessse werben chinesischer Flitterkram und herkömmliche Waren, die noch mit dem Kunsthandwerk alter Zeiten hergestellt worden sind. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie hier mit ein bisschen Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl richtig gute Geschäfte machen werden.
Mitten in dem ganzen Treiben erhebt sich eine herrliche Konstruktion aus Glas und Eisen, die am Ende des 19. Jh. von dem Architekten Mengoni entworfen wurde: im Inneren dieses Gebäudes finden sie den mercato centrale, den Hauptmarkt von Florenz.
Hier können Sie Fleisch, Fisch, Gemüse und Gewürze kaufen und schnell beim Vorbeigehen eine Kleinigkeit essen. Oder sie gehen hinauf zu den Restraurants und zur Gastronomie, gönnen sich einmal etwas ganz Besonderes und tauchen ein in die Düfte und Gaumenfreuden, die hier zu Hause sind.
San Lorenzo ist vielleicht das Stadtviertel mit den meisten Restaurants und der Gastronomie gewidmeten Lokalen. In diesem Viertel finden Sie traditionelle toskanische „Trattorie“ oder Gasthäuser, die in der Regel eine gute Küche haben und nicht zu teuer sind, aber auch eines der besten chinesischen Restaurants der Stadt, das man leicht an der langen Warteschlange erkennen kann.
Daneben gibt es aber auch echte Piadine nach der Art der Romagna, glutenfreie Pizza, ein Vegan-Restaurant und handwerklich gebrautes Bier, sowie interessante, vor Ort hergestellte Waren.
Sie haben es vielleicht schon verstanden: wenn möglich, verbringe ich auch selbst meine Mittagspausen in San Lorenzo.



