Der Ort, an dem Menschen freiwillig stundenlang in der Schlange warten, um einen steinernen jungen Mann zu sehen. Gehört natürlich zum „Must“ von Florenz
Der David…
Es ist das Museum des David von Michelangelo Buonarotti, selbstverständlich!
Der David zieht sämtliche Besucher an. Ausnahmslos. Sobald Sie den Saal betreten, nimmt er Sie in seinen Bann – und er zieht Sie mit seinen mächtigen, über 5 Metern Höhe an, wie ein riesiger Magnet. Nun dürfen aber hier nicht vergessen, daß die Accademia nicht nur aus David besteht.
Sie können sicher sein, daß Sie auch hier auf eine Vielzahl von Eindrücken aus der Kunst und Kunstgeschichte stoßen, wie es sich in Florenz gehört.
David repräsentiert den freien und unabhängigen, stolzen Bürger – und bildet so das Wahrzeichen der Stadt Florenz. Schauen Sie ihn sich an: Sie nähern sich David beinahe hypnotisiert, ehrfürchtig… und übersehen dabei hoffentlich nicht die Prigioni (die Gefangenen).
…und die Prigioni
Gerade die Prigioni, das möchte ich Ihnen als Stadtführerin ans Herz legen, sollten Sie nach Möglichkeit eingehender betrachten: Dieses Werk zeugt von großer poetischer Kraft und emotionalem Impakt: Michelangelo zeigt den Betrachtern eng gewundene Körper, die mit aller Kraft versuchen, sich aus ihrem Marmorblock zu befreien. Wir fühlen geradezu die Spannung, welche aus dem Stein heraus bricht. Spannung, die Michelangelo meisterlich festzuhalten wußte. In Marmor! Eine große künstlerische wie handwerkliche Leistung. Die Prigioni werden noch lange ihr Inneres Auge beschäftigen und erfreuen…und sie zur Rückkehr locken.
Tipp: Ich empfehle Ihnen eine geführte Besichtigung dieses Museums, denn der Schaffensreichtum des Michelangelo ist einzigartig und komplex. Versuchen Sie, nach den Erläuterungen dorthin schauen, ihr Auge dorthin zu fokussieren, wo der Blick vielleicht bald abschweift. Folgen Sie den Erzählungen , um intensiv in die jeweilige Ära, gar die Welt dieser Malerei einzutauchen.
Der Heilige Matthäus und die Prigioni stellen trotz ihrer Vielschichtigkeit doch unvollendete Werke dar. Das spürt man erst in dieser Umgebung, wo die Betrachter verstehen, was genau mit den Kunstwerken passiert, wie sie leben, atmen, sprechen. Die Adern im kulturellen Gefäßsystem der Jahrhunderte pochen lassen. So gibt es fürderhin noch die Palestrina Pietà , an welcher sich neben dem Auge vor allem das Herz erfreut. Und es ist eben genau dieser Unterschied zwischen dem Anblick eines Werkes in einem Kunstbildband oder vor Ort im Museum, quasi „live on stage“, in der richtigen Umgebung, am richtigen Platz. Das belebt die Seele.
Muse und Musik
So gibt es zum Beispiel eine Abteilung die sich alten Musikinstrumenten widmet, dabei mit ausgesprochen seltenen Exponaten wie zum Beispiel einer Geige und einer Bratsche von Antonio Stradivari, dem wohl berühmtesten Geigenbauer Italiens, wenn nicht der Welt. Ferner finden wir hier zwei originale Instrumente von Bartolomeo Cristofori, dem Erfinder des Klaviers. Und wer hat diese seltenen Stücke bewahrt? Natürlich die Patrizier der Stadt: Diese und ähnliche Instrumente stammen aus den Sammlungen der Großherzöge der Familie Medici. Sie wurden in der Regel bei Hofbällen eingesetzt. Und dafür sollte „das Beste gerade gut genug sein“.
„Gips doch!“
Wir springen in der Accademia ein paar Jahrhunderte nach vorn: Einem Bildhauer des 19. Jh., Lorenzo Bartolini, ist die so genannte Gipsothek gewidmet: Diese heißt so, weil der betreffende Saal mit den Gipsabgüssen einiger Werke betraut ist. Die Originale dieser Abgüsse, also praktisch die Negative, bilden sich aus Marmor und sind ebenfalls ein Teil privater Sammlungen. Dieser befinden sich in der Kirche Santa Croce auf Grabstätten oder gar verstreut in Florenz: Mal in dunklen Winkeln versteckt, aber auch mal in ihrer ganzen Schönheit gut sichtbar auf vielen Plätzen situiert.
Pinsel und Palette
Marmor, Gips und Holz. Und was ist mit der Malerei? Zwar haben wir bisher noch nicht von der Malerei gesprochen, doch das Museum beherbergt selbstverständlich auch wichtige Gemäldesammlungen, deren Quellen sich aus Kirchen oder religiösen Einrichtungen speisen. Eine herausragende Ausstellungreihe widmet sich darüber hinaus den russischen Ikonographie, welche aus den großherzoglichen Sammlungen stammt.
Mit wenigen Worten: Sie können in der Accademia viel erfahren, vielleicht nicht alles sehen, doch die Magie dieses Orts erleben. Und zwar mit allen Sinnen.

